Safi und meine ersten Kamele am Meer

Eine grauenhafte Nacht liegt hinter mir. Bin ständig aus dem Halbschlaf aufgewacht und war gegen drei Uhr derart mit Stichen übersäht, dass ich mich mit einer Mischung aus Desinfektionsspray und Fenestil eingerieben habe. Mein Zelt wäre in der Nacht wohl doch die bessere Wahl gewesen. Ich hätte heute Nacht alles für ein „normales“ Bett gegeben oder mich mit einer Besucherritze arrangieren können. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich die in der Nacht sogar verdammt vermisst. Am Morgen wollte ich nur noch mein Motorrad packen und weg – kein Kaffee, kein Frühstück (außer die Tüte Hustensaft gegen das komische Gefühl krank zu werden, eine Kopfschmerztablette und das tägliche Beutelchen Magnesium).

Nachdem mich mein TomTom nicht mehr gar so oft verarscht, fahre ich wieder nach GPS Koordinaten. Heute stand Safi auf der Tourplanung. Eine Stadt am Atlantik, ziemlich genau zwischen Casablanca und Agadir. Bis auf ein kurzes Stück Autobahn um Casablanca zu umschiffen, fuhr ich Landstraße, durch zwei große Städte (ein echtes Abenteuer!) und auf einer absolut schönen Straße an der Küste entlang. Rechts von mir das Meer, links von mir eine wechselnde Landschaft. Von purem Elend hin zu tollen Ausblicken, zurück zu Armenvierteln. Es schockt mich nicht, diese Armut zu sehen aber natürlich macht es einen nachdenklich.

An jeder Straße, selbst weit wegen von den größeren Ortschaften werden Orangen verkauft. Gestern wurde mir dabei zum ersten Mal auch Hasch angeboten und entgegen der vielen Hinweise im Vorfeld, waren die Leute nicht aufdringlich, sondern haben sofort kapiert, dass ich nichts will. Ich hoffe das bleibt auch so.

Ich merke langsam, dass ich immer tiefer in Marokko eintauche. Landschaft, Leute, Tiere – alles ändert sich. Mittlerweile habe ich meine ersten Kamele am Straßenrand gesehen und mir wird klar, dass ich mich langsam aber sicher der Wüste nähere. Ich habe mich dazu entschlossen in Agadir ein oder zwei Nächte in einem Hotel zu schlafen bevor es dann auf die schwierigste Etappe geht. Einmal quer am Fuße des Atlasgebirges durch die Pampa nach Erfoud. Es geht bei dieser Tour nicht darum, möglichst oft im Zelt zu schlafen und mit dem Benzinkocher Pulverkaffee zuzubereiten. Ich habe zwar definitiv keine Lust auf Handtücher auf Poolliegen und Cocktails an der Poolbar allerdings muss ich mir auch eingestehen, dass die letzten paar Tausend Kilometer in wenigen Tagen nicht gerade spurlos an mir vorbeigezogen sind. Und deshalb gehe ich jetzt schlafen!

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