Irgendwo im Auenland … in der Nähe des Windows XP Bildschirmschoners

Die Gegend als „oberhalb Fés“ zu beschreiben, würde ihr nicht gerecht werden, selbst wenn diese geografische Beschreibung zutrifft. In Marokko erlebe ich viele unterschiedliche Landschaften, doch irgendwie schienen sie sich bis jetzt immer zu wiederholen. Heute war das anders: Ohne Plan bin ich von Meknés aus Richtung Nord-Ost gefahren und habe versucht Hauptstraßen zu vermeiden. Belohnt wurde ich mit der bisher schönsten Tour durch den nördlichen Teil Marokkos, abenteuerlichen Serpentinenstraßen und – leider – einen Platz in einem Hotel. Ich habe irgendeine Sehenswürdigkeit besucht, von der ich ganz ehrlich keine Ahnung habe, was es war. Etwas römisches, das jetzt kaputt ist und von jedem Fotografiert wird. Mehr als eine schöne Pause mit etwas fotografieren war diese Sehenswürdigkeit für mich aber nicht.

Auf dem größten Hügel im „Auenland“ angekommen habe ich nach einem Campingplatz gefragt. Absolute Fehlanzeige hier und die Strecke zurückfahren oder erneut in eine große Stadt gehen wollte ich nicht. Das Hotel wollte unglaubliche 900 DH haben, was mir selbst für eine Nacht in einem deutschen Hotel einfach zuviel ist. Bei einem Espresso für 15 DH in der Hotelbar (gratis WiFi) habe ich über Booking.com das gleiche Hotel für 300 DH gebucht (27,- €). Mein Gepäck durfte ich dann selbst tragen und dafür habe ich mir 20 DH Trinkgeld gegeben, die ich gerade in ein lauwarmes Heineken investiere. Während meine Klamotten in der Duschwanne mit Reiseswaschmittel einweichen.

Meine Tiger hat heute eine artgerechte Haltung erfahren. Die kleinen, kaputten Straßen durch die Berglandschaft, der viele Schotter, Sand und die mit Erde aufgefüllten Schlaglöcher waren genau das, was dieses Motorrad mag. Ab und an wurde mir beim Bergabfahren zwar mulmig aber trotz dieser Straßenverhältnisse und dem Gepäck, war es letztlich kein Problem. Die Reifenempfehlung von HMF war bisher perfekt. Der Hinterreifen greift nach einem kleinen Rutscher sofort wieder und bisher bin ich nur auf Sand über den Vorderreifen gerutscht. Vielleicht liegt es mittlerweile auch an meinem sehr viel besseren Fahrkönnen abseits von Teer aber auf alle Fälle geben mir die Reifen auch nach diesen vielen Kilometern ein sicheres Gefühl.

Der Geruch in den Tälern erinnerte mich heute daran, dass ich wohl in der Gegend unterwegs bin, in denen ein paar der 800.000 Marokkaner wohnen, die vom Hanfanbau leben. Aus diesem Grund und wegen der vielen Warnungen im Vorfeld sowie während der Reise, habe ich nicht in dieser Gegend angehalten. Es gibt Berichte, dass Motorradfahrer wegen des leicht zugänglichen Gepäcks oft als unwissende Drogenkuriere missbraucht werden. Die Strafen für Drogenbesitz sind in Marokko recht hoch, von daher wollte ich kein Risiko eingehen.

Morgen werde ich vermutlich nach Chefchouen weiterfahren und dort versuchen, das Zelt nochmal aufzubauen, das mittlerweile sehr kreativ gespannt werden muss, um die gebrochenen Carbonstangen einigermaßen stabil zu halten. So heruntergekommen mein Zelt ist, so enttäuscht bin ich auch von der Fa. Büse und ihrer „Adventure“-Motorradhose, die ich bereits an vier Stellen mit Panzertape kleben musste um zu vermeiden, dass sie weiter aufreißt. Mit einem Zelt für 69,- € in die Sahara zu fahren ist mein Fehler. Eine so teure Motorradhose „Made in Germany“, die derart schlecht verarbeitet ist, geht nicht auf meine Kappe. Und als kleinen Racheakt, werde ich sie jetzt noch über eine Woche vollschwitzen und dann ungewaschen reklamieren. Hoffentlich reicht bis dahin noch mein Tape.

[nggallery id=17]